Gewaltpräventionskonzept der Margret und Rolf Rettich-Schule

1. Gewaltprävention an der Margret und Rolf Rettich-Schule
An der Margret und Rolf Rettich-Schule wollen wir friedlich und menschlich miteinander
umgehen. Wir achten die Regeln der Gemeinschaft und respektieren und helfen uns gegenseitig.
Streitigkeiten innerhalb der Schulgemeinschaft sollen konstruktiv und kooperativ gelöst werden.
Insbesondere sollen die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen dahingehend erweitert
werden, dass sie zunehmend eigenverantwortlich ihre Konflikte klären können, durch Zuhören
und ohne verbale und körperliche Gewalt.


Zentrale Ziele, die es bei den Kindern zu fördern und zu entwickeln gilt, sind:
• Selbstwahrnehmung
• Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstachtung
• Kompromissbereitschaft
• Umgang mit Gefühlen, insbesondere Wut
• Abbau von Stress
• Empathie -> Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse anderer
• Kommunikationsfähigkeit
• Konfliktfähigkeit
• Frustrationstoleranz
• Persönlichkeitsstärkung
• Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls im Gruppenverband


Dadurch soll sich bei den Kindern Folgendes entwickeln:
• Respekt vor anderen Kindern und Erwachsenen
• Achtung der persönlichen Grenze jeder/s Einzelnen
• Offenheit gegenüber anderen
• Erhöhung der Kritikfähigkeit


„Sozial kompetente, starke und selbstbewusste Kinder, die ihre Rechte kennen und durchsetzen
können und gleichzeitig in der Lage sind, nicht immer (…) ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse
durchzusetzen, sondern manchmal nachzugeben und eigene Bedürfnisse zurückzustellen – zum
Wohl aller. Wenn Kindern das gelingt, können sie auch die Konflikte, die sich in Gemeinschaft und
Freundschaft mit anderen ergeben, als etwas Positives, Konstruktives erleben.“1


2. Sozialtrainingsprogramme
An der Margret und Rolf Rettich-Schule werden regelmäßig Gewaltpräventionsprogramme
durchgeführt, die allen Schüler*innen im Laufe der Schulzeit grundlegende Verhaltensstandards
vermitteln sollen. Zur positiven Verstärkung gewünschten Verhaltens wird in allen Lerngruppen
das Murmelsystem angewendet.
In allen Jahrgängen wird von Beginn an der Klassenrat eingeführt (siehe Klassenratskonzept). Jede
Klasse wählt zwei Klassensprecher*innen, die zusätzlich einmal monatlich im Kinderparlament
tagen.


Im 1. Jahrgang wird im 2. Schulhalbjahr ein Sozialtraining durchgeführt. Dabei sollen die Kinder
den respektvollen, achtsamen Umgang miteinander spielerisch einüben, denn „wer seine Stärken
kennt, sich in seiner Individualität ausdrücken kann und sich und andere wertschätzt, braucht
weder Opfer noch Täter von Gewalt zu werden!“2.
Im 2. Jahrgang wird im 2. Schulhalbjahr ein Selbstbehauptungskurs durchgeführt. Dies ist ein
Trainingsprogramm zur frühzeitigen Förderung sozial-emotionaler Basiskompetenzen, um
unangemessenem Verhalten und dem Entstehen von Gewalt entgegenzuwirken und
Lernvoraussetzungen zu verbessern.“
Im 3. Jahrgang werden zu Beginn des Schuljahres Patenschaften zu den neuen Erstklässler*innen
gebildet. Im 2. Schulhalbjahr bieten wir eine Streitschlichter*innenausbildung an (siehe
Streitschlichter).
Im 4. Jahrgang werden die Streitschlichter*innen in den Pausen tätig.


In den Pausen steht eine „Freundschaftsbank” zur Verfügung, die Kindern die Möglichkeit bietet
zu signalisieren, wenn sie alleine sind und Anschluss suchen.


1 Friedl, J.: Kinder setzen Grenzen. Kinder achten. Ökotopia Verlag, 2001, S.8
2 Lohmann-Liebezeit, B.: Respekt üben – Achtung zeigen, Persen Verlag 2014, S. 2


3. Gewaltprävention im Schulalltag
Im Unterricht, zu den Pausenzeiten sowie vor und nach dem Unterricht gelten an unserer Schule
Regeln, die das friedliche Miteinander unterstützen sollen.
Die Schulregeln der Margret und Rolf Rettich-Schule (s. Punkt 5) werden mit den Kindern
innerhalb der ersten 4 Wochen eines Schuljahres besprochen bzw. erarbeitet und von
Schüler*innen und Lehrkräften unterschrieben.
Um möglicher Gewalt präventiv zu begegnen oder aber auch auf bereits ausgeübte Gewalt
einzugehen, stehen der Schule folgende Maßnahmen zur Verfügung:
• Positive Verstärkung von gewünschtem Verhalten durch Murmelsystem
• Klassenregeln werden gemeinsam von jeder Klasse erarbeitet und als Ordnungsrahmen
für den Unterricht miteinander akzeptiert.
• Im Klassenrat, an dem die Schüler*innen und Lehrkräfte gemeinsam mitwirken, werden
Regelübertretungen zur Sprache gebracht und der Umgang damit besprochen.
• Sollte sich ein/e Schüler*in nicht an die Regeln halten, haben die anderen Kinder die
Möglichkeit, Streitschlichter*innen einzuschalten. Dies sind von der Schulsozialarbeiterin
ausgebildete Kinder, die geübt haben, zwischen Kindern weitgehend ohne die Hilfe von
Lehrkräften Streit zu schlichten. Die Streitschlichter*innen führen mit den beteiligten
Schüler*innen Mediationsgespräche durch für Konfliktfälle, die in der großen Pause
stattgefunden haben. Sie zeigen Wege auf, Konflikte gewaltfrei beizulegen. Bei Konflikten,
die nicht in Eigenverantwortung der Kinder geklärt werden können, werden die Lehrkräfte
in die Streitschlichtung einbezogen.
• Elterngespräche helfen – mit oder ohne Anwesenheit der Schülerin/ des Schülers -, aus
Gewaltkreisläufen herauszukommen.
• Im Rahmen von Klassenkonferenzen werden entsprechende Erziehungs- und
Ordnungsmaßnahmen sowie auch unterstützende Maßnahmen beschlossen.
• Bei schwierigen Fällen besteht auch die Möglichkeit der Beratung durch den mobilen
Dienst (Beratung- und Unterstützung des RLSB)


Beteiligung und Partizipation sind zwei weitere Bausteine, welche gewaltpräventive Wirkung
erzielen. Die Kinder erfahren Mitsprache- und Mitwirkungsrechte, indem sie Ideen
einbringen, an der Aushandlung von Regeln beteiligt sind und indem ihre Meinung ernst
genommen wird. Auch hier werden demokratiebezogene Handlungskompetenzen vermittelt.
Neben Beteiligung im Alltag gibt es das Kinderparlament, gemeinsame Veranstaltungen
innerhalb der Klasse sowie lerngruppenübergreifend. Des Weiteren gibt es Zuständigkeiten
in der Klasse für bestimmte Dienste und Verantwortlichkeiten.


4. Gewaltprävention als Thema in den einzelnen Unterrichtsfächern
Wir wollen uns alle an unserer Schule wohl fühlen und freundlich miteinander umgehen. Wir
lernen und leben in einer vertrauensvollen Gemeinschaft und akzeptieren jeden in seiner
Einmaligkeit (Regel 1: „Jeder einzelne von uns ist wichtig“). Mit diesem übergeordneten
Erziehungsziel wollen wir den Schüler*innen Werte wie Toleranz, Rücksichtnahme, Fairness und
Teamfähigkeit vermitteln. Viele Themen in den einzelnen Unterrichtsfächern ermöglichen
diesbezügliche Anknüpfungspunkte, die im Folgenden aufgelistet sind.


Deutsch
Die Schüler*innen lernen, ihre Gedanken und Gefühle angemessen sprachlich auszudrücken und
ihre Äußerungen im Hinblick auf die Zuhörer zu formulieren.
Die Schüler*innen
• sprechen miteinander und beachten Gesprächsregeln
• hören verstehend zu und diskutieren Anliegen und Konflikte
• halten die gemeinsam festgelegten Klassenregeln ein
• besprechen regelmäßig aufgetretene Probleme und Konflikte im Klassenrat


Musik
In jeder Musikstunde wird beim gemeinsamen Musizieren (Singen, Instrumente, Tanz) geübt, auf
andere Rücksicht zu nehmen und sich aufeinander einzustellen.


Sachunterricht
Die Schüler*innen kennen Regeln und deren Bedeutung für das Zusammenleben in der Schule
und verfügen über Möglichkeiten der Konfliktlösung im Streitfall. Sie respektieren
unterschiedliche Sichtweisen von Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld und gehen mit ihnen
angemessen um.


Religion
Die Schüler*innen im Grundschulalter verfügen über Erfahrungen von Freude und
Angenommensein, aber auch von Angst und Ablehnung. Sie beginnen, darüber nachzudenken:
Wer bin ich? Woher komme ich? Was macht mich traurig, wütend, froh? Wer sind die anderen?


Sport
Die Schüler*innen lernen bei der allgemeinen Spielfähigkeit mit Sieg und Niederlage
wertschätzend umzugehen und Fairnessrituale zu praktizieren.
Im Laufe eines Schuljahres zeigt sich u.a. auch beim/ bei den:
• jährlichen Schwimmtag der 3. Klassen
• jährlichen Fußballturnieren
• jährlichen Sportveranstaltungen aller Jahrgangsstufen (z.B. Sportfest, Low-T-Ball)


5. Unsere Schulregeln (Stand 6_2024)
1. Jeder einzelne von uns ist wichtig.
2. Ich bleibe bei mir.
3. Ich bin freundlich zu anderen.
4. Ich bin fair.
5. Ich gehe vorsichtig mit fremden Sachen um.
6. Stopp-Regel


6. Umgang mit Konflikten
Jeder Konflikt und jede Form von verbaler und nonverbaler Gewalt wird durch die Lehrkraft/PM
im konkreten Fall und im jeweiligen Situations- und Beziehungskontext eingeschätzt. Ihr kommt
die zentrale Rolle der Moderation von Konflikten zu:


• Anhören aller Konfliktbeteiligten -> Erörterung des Konflikthergangs (Wer hatte welchen
Anteil? Wie ist es zu dem Konflikt gekommen?)
• Reflexion der Situation mit den Kindern (Wie geht es dem betroffenen Kind etc.?)
• Einnahme Perspektivwechsel -> Entwicklung von Empathie und eines moralischen
Bewusstseins
• Aufzeigen von Grenzen, Besprechen von Regeln sowie Vermittlung von Werten und
Normen
• Besprechen von alternativen Handlungsweisen -> Erlernen von Konfliktbewältigungs-
kompetenzen
• Treffen von Vereinbarungen, Festlegen von Konsequenzen und Wiedergutmachungen


7. Maßnahmenkatalog im Umgang mit schwierigem Schüler*innenverhalten

  Intervention - Maßnahme
leichter Verstoß

• Ermahnung der Schülerin/ des Schülers
• Gespräch in der Situation (Unterricht u.Ä.) zwischen
   Lehrkraft/PM und Schüler*in
• Gespräch außerhalb in der Situation (Unterricht
   u.Ä.) zwischen Lehrkraft/PM und Schüler*in


• Gespräch Schulsozialarbeit (optional)

wiederholter Verstoß

Information über Fehlverhalten durch
   Nachdenkzettel an die Klassenleitung (Ablage im LZ)
• Gespräch Klassenleitung mit Schüler*in


• Gespräch Schulsozialarbeit/Schulleitung (optional)

schwerer Verstoß • beim 4. Nachdenkzettel/bei gewalttätigem
   Verhalten -> Gespräch Klassenleitung mit Eltern
• Information über wiederholtes Fehlverhalten/
   gewalttätiges Verhalten an die Schulleitung
• Gespräch Schulleitung mit Schüler*in/Eltern
   (optional)
• Klassenkonferenz/ Erziehungs- und
   Ordnungsmaßnahmen (optional)

8. Umgang mit dem Nachdenkzettel:
1. Die Schülerin/ Der Schüler bearbeitet den Nachdenkzettel unmittelbar nach dem Vorfall
selbstständig und vollständig unter Beaufsichtigung der austeilenden Person.


2. Im Anschluss wird der Nachdenkzettel der austeilenden Person vorgezeigt und von
beiden unterschrieben.


Sollte die Zeit für das Fertigstellen des Zettels zu knapp sein, muss ihn die Schülerin/ der
Schüler mitnehmen und der austeilenden Person zu einem späteren Zeitpunkt proaktiv
vorzeigen. Bei einem Lehrkräftewechsel sollte die Möglichkeit zum Beenden des
Nachdenkzettels gegeben werden.


Eine Tabelle kann der austeilenden Person als Übersicht helfen, um sicherzustellen,
jeden Nachdenkzettel zurückbekommen und unterschrieben zu haben.


3. Der fertiggestellte (erledigte) Nachdenkzettel wird in die Ablage der jeweiligen Klasse im
Lehrerzimmer gelegt.


4. Die Klassenlehrkraft heftet die Zettel alphabetisch in einem gelben Ordner ab.
Am Ende jedes Schuljahres wird der Ordner aufgelöst. Nach jedem 4. Nachdenkzettel
eines Kindes werden die folgenden Zettel wieder mit 1 beginnend gezählt.

 

 

 

Stand 28.05.2024